Wenn Eltern alles hinterfragen (und wie daraus echte Zusammenarbeit werden kann)
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Wenn Eltern alles hinterfragen (und wie daraus echte Zusammenarbeit werden kann)

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Fr Lehrkrfte, die schwierige Gesprche mit Eltern fhren und das Gefhl haben, jede Entscheidung erklren zu mssen. Hier erfhrst du, wie aus Spannung Vertrauen werden kann.

4 min read

Die E-Mail trudelt um 6:47 Uhr ein:

> _"Ich verstehe nicht, warum Emma eine 2- bekommen hat. Sie hat sehr hart gearbeitet, und ehrlich gesagt finde ich die Bewertung unfair. Ich mchte einen Termin, um ber Ihre Methoden und die Menge an Hausaufgaben zu sprechen."_

Und pltzlich merkst du es im Bauch. Der Impuls: verteidigen.

Du mchtest antworten mit:

> _"Ich bin seit X Jahren Lehrkraft"_

Doch dann atmest du. Einen Moment lang.

Und erinnerst dich:

> Hinter jeder Kritik steht ein Mensch, der sein Kind liebt und sich Sorgen macht.

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Der Reflex, sich zu verteidigen

Wenn Eltern unsere Entscheidungen in Frage stellen, fhlt es sich oft an wie ein Angriff.

Wir sind Fachkrfte. Wir kennen die Kinder im Lernkontext. Wir sehen Dinge, die zu Hause verborgen bleiben.

Doch aus Erfahrung kann ich sagen:

Verteidigung verhindert Beziehung - bevor sie entstehen kann.

Wenn wir aus einem Gefhl der Bedrohung reagieren, wird die Situation schnell wir/gegen euch.

Und niemand gewinnt. Vor allem nicht das Kind.

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Was hinter der Kritik wirklich steckt

Vor Kurzem erlebte ich ein Eltern­gesprch, in dem die Stimmung zunchst angespannt war. Statt zu argumentieren, sagte die Lehrkraft ruhig:

> _"Ich hre, dass Ihnen diese Situation wichtig ist. Knnen Sie mir erzhlen, was Sie zu Hause beobachten?"_

Die Atmosphre vernderte sich sofort.

Es ging nicht wirklich um die Note. Es ging um Trnen am Kchentisch, Stress und berforderung.

**Die Beschwerde war sichtbar. Die Angst war unsichtbar.**

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Die Geschichten hinter den Fragen

  • Der Elternteil, der deine Bewertung hinterfragt?
Vielleicht erinnert er sich an eigene schulische Misserfolge und mchte sein Kind davor schtzen.
  • Jemand, der deine Methoden kritisiert?
Vielleicht sucht diese Familie Antworten - weil etwas zu Hause schwierig ist.
  • Eltern, die alles prfen wollen?
Mglicherweise kmpfen sie privat mit Unsicherheit, Diagnosen oder familirer Belastung.

Wenn wir nicht "Warum greifen sie mich an?" fragen, sondern:

"Was brauchen sie gerade?", ndert sich alles.

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Die Wendung: Von Verteidigung zu Partnerschaft

Hier ein paar Formulierungen, die Tren ffnen statt Mauern bauen:

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_"Ich mache das seit 20 Jahren."_

️ _"Mir ist wichtig, dass wir gemeinsam schauen, was fr Ihr Kind hilfreich ist. Was haben Sie bisher beobachtet?"_

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_"Das steht in der Klasseninfo."_

️ _"Es klingt, als wre das im Alltag herausfordernd. Was macht die Situation zu Hause schwierig?"_

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_"Ihr Kind muss lernen, Verantwortung zu bernehmen."_

️ _"Wir beide wnschen uns mehr Selbststndigkeit. Welche Strategien funktionieren bei Ihnen schon gut?"_

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_"Ich kann keine Sonderregel fr einzelne Schler:innen machen."_

️ _"Ich mchte, dass Ihr Kind Erfolgserlebnisse hat. Lassen Sie uns gemeinsam berlegen, welche Untersttzung sinnvoll sein knnte."_

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Die wichtigste Frage

Wenn ein Gesprch schwierig wird, kann diese Frage alles verndern:

> "Wie wrde Erfolg aus Ihrer Sicht fr Ihr Kind aussehen?"

Diese Frage:

  • entlastet
  • verbindet
  • schafft ein gemeinsames Ziel
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Grenzen setzen - und trotzdem verbindlich bleiben

Zusammenarbeit bedeutet nicht, jeder Forderung nachzugeben.

Es bedeutet:

  • erst zuhren, dann erklren
  • transparent statt defensiv
  • Gemeinsamkeiten suchen
  • Sorgen anerkennen - auch wenn man nicht zustimmt
Du kannst sagen:

> _"Ich verstehe Ihre Sorge wegen des Textniveaus. Gleichzeitig sehe ich groes Potenzial. Wir knnen gern zustzliche Hilfen vereinbaren."_

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Und wenn es trotz allem schwierig bleibt?

Manchmal reicht auch unsere beste Kommunikation nicht aus.

Dann gilt:

  • dokumentieren
  • ggf. Kollegium/Leitung einbeziehen
  • freundlich, aber klar bleiben
  • Verantwortung teilen, nicht tragen
Und: nicht persnlich nehmen - auch wenn es persnlich klingt.

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Die langfristige Perspektive

Es passiert hufig:

Eltern, die anfangs kritisch waren, werden spter Verbndete.

Die Mutter der Morgen-Mail schrieb drei Monate spter:

> _"Danke, dass Sie uns ernst genommen haben. Wir fhlen uns jetzt gesehen - und Emma auch."_

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Fr dein nchstes Gesprch

Wenn dich eine Nachricht trifft, bevor du antwortest, frag dich:

  • Wovor knnte diese Person Angst haben?
  • Welche Information fehlt ihr?
  • Wie kann ich Wertschtzung ausdrcken, ohne meine Position aufzugeben?
  • Welche Frage ffnet das Gesprch?
Denn: Gute pdagogische Entscheidungen brauchen nicht Verteidigung - sondern Erklrung mit Herz.

Und wenn wir Eltern nicht als Gegner sehen, sondern als Partner:

gewinnt das Kind - die Person, um die es eigentlich geht.

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**Die Eltern, die am lautesten fragen, sind oft die, die am meisten hoffen. Wenn wir ihre Sorge anerkennen und unsere Expertise anbieten, entsteht Vertrauen.**

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ber die Autorenschaft: Dr. Greg Blackburn ist Lernwissenschaftler und Grnder von Zaza Technologies. Unser Team besteht aus ehemaligen und aktiven Lehrkrften - und unser Ziel ist es, Lehrer:innen Zeit, Klarheit und Leichtigkeit zurckzugeben. ```
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